Kartei der Not: Hilfe bei den ersten Schritten in Augsburg

Gruppenbild Bewohnerinnen Unterkunft Springergaesschen

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Simon Oschwald
Simon Oschwald

Leitung Migration

Pressemitteilung von:

Augsburg (pm). Schon gut eine Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine waren die ersten Flüchtlinge in einer Einrichtung des Diakonischen Werkes Augsburg (DWA) angekommen. Unterstützung erhielten sie auch von der Kartei der Not.

Praktisch über Nacht hatte das DWA Räume im ehemaligen Mahlerhaus, das zum Bodelschwingh-Haus gehört, für geflüchtete Menschen hergerichtet – mit großem persönlichem Einsatz von Christian Müller, Leiter des Bodelschwingh-Hauses und seinem Team. Unterstützt wurden sie von Mitarbeiter:innen des EDV-Dienstleisters digatus, der den Kontakt zwischen Geflüchteten und der Diakonie hergestellt hatte.

Schnell und unbürokratisch war auch die Unterstützung durch die Kartei der Not: Das Hilfswerk der Mediengruppe Pressedruck Augsburg hatte noch im März 2.000 Euro zur Verfügung gestellt. Geld, das Christian Müller und seine Mitarbeiter:innen für die Erstversorgung der Neuankömmlinge verwendet haben: „Wir haben erstmal den Kühlschrank vollgemacht.“ Auch Hygieneartikel wurden von dem Geld gekauft. Eine Mutter erhielt 50 Euro für Babynahrung für ihr Kind.

Seitdem hat sich einiges getan: Seit dem 1. Juni können erwerbsfähige Geflüchtete aus der Ukraine Leistungen vom Jobcenter beziehen bzw. vom Sozialamt, wenn sie eingeschränkt erwerbsfähig sind oder eine Altersrente beziehen. Einige der aktuell 50 Bewohner:innen haben bereits eine Arbeit gefunden, alle Erwachsenen besuchen einen Sprachkurs oder können im September damit beginnen, die Kinder gehen in die Schule oder den Kindergarten. Auch die Teilnahme an Sportkursen wie Pilates, Tanzen oder Kickboxen trägt zur Integration bei. Wichtigster Schlüssel  dazu ist die deutsche Sprache. 

Auch Oksana Hnatiuk freut sich über die Fortschritte, die ihre Landsleute beim Deutschlernen machen. Sie ist seit drei Monaten als Unterkunftsbetreuerin der Diakonie unter anderem für die Einrichtung im Springergäßchen zuständig, stammt selbst aus der Ukraine und lebt bereits seit fünf Jahren in Deutschland. Aus dieser Zeit kennt sie auch Simon Oschwald, Einrichtungsleiter Migration bei der Diakonie: „Ich bin ihm dankbar, für die Chance, die er mir gegeben hat“, sagt Oksana Hnatiuk. Als Muttersprachlerin ist sie nun selbst eine wichtige Anlaufstelle für die Geflüchteten und übersetzt z.B. Dokumente, hilft bei der Suche nach einem Deutschkurs und kümmert sich um die kaputte Waschmaschine oder die langsame Internetverbindung. Am Anfang hätten die Menschen sie immer auf Ukrainisch begrüßt. Nach ein paar Wochen im Sprachkurs heißt es  mittlerweile: „Guten Tag! Wie geht es Dir?“, schildert Hnatiuk.

Unterstützung erhalten die Bewohner:innen im Springergäßchen 14a, das inzwischen eine offizielle dezentrale Unterkunft der Stadt Augsburg ist, auch von Anna Dimova, die als Flüchtlings- und Integrationsberaterin für die Diakonie tätig ist. Mit ihrer aktuellen Aufenthaltserlaubnis dürfen Geflüchtete aus der Ukraine zunächst zwei Jahre in Deutschland bleiben. Sie dürfen hier arbeiten, einen Integrationskurs besuchen oder in eine eigene Wohnung ziehen: „Aber es gibt keine Wohnungen“, sagt Anna Dimova und spricht gleich noch ein weiteres Thema an, das Geflüchtete wie Einheimische vor Herausforderungen stellt: die Kinderbetreuung. Einige Frauen organisieren diese untereinander und passen zu den Sprachkurszeiten auf die Kinder anderer Mütter auf. Wenige Mädchen und Buben aus der Unterkunft im Springergäßchen besuchen im Moment eine Willkommenskita, in der sie an drei Tagen pro Woche drei Stunden betreut werden. Für Herbst stehen weitere Kinder auf den Wartelisten verschiedener Kindertagesstätten. Eine Verbesserung der Situation zeichnet sich für die Schulkinder ab: Sie besuchten bisher eine Willkommensklasse an der Kerschensteiner-Schule im Hochfeld – vom Domviertel aus täglich eine weite Fahrt. Nach den Sommerferien können sie in die St.-Georg-Schule in der Nähe der Unterkunft wechseln.

Bildunterschrift: Einige der Bewohner:innen der dezentralen Unterkunft im Springergäßchen, die von der Diakonie betreut wird. Foto: DWA/Oksana Hnatiuk