Augsburg (pm). Fast 40 Jahre lang war Harald Eckart in verschiedenen Funktionen für das Diakonische Werk Augsburg tätig. Ende des Monats geht der dann 63-Jährige in den Ruhestand.
2020 war er in die Altersteilzeit eingetreten und zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, wie er es selbst formuliert – zur Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle für den Landkreis Augsburg, die er bis zuletzt leitete. „Harald Eckart ist ein diakonisches Urgestein im besten Sinn“, sagt Pfarrer Fritz Graßmann, Theologischer Vorstand der Diakonie Augsburg. In Kontakt mit seinem späteren langjährigen Arbeitgeber war Eckart erstmals während seines Studiums gekommen: „Die Verbindung aus sozialer Arbeit und christlichem Hintergrund überzeugte mich.“ Begonnen hat der Diplom-Sozialpädagoge seine Laufbahn bei der Diakonie am 1.8.1985 mit einer damals neu geschaffenen befristeten Stelle in der Straffälligenhilfe – ein Arbeitsbereich, in den er viele Jahre später zurückkehren sollte: 2019 übernahm er die Einrichtungsleitung des Bodelschwingh-Hauses, eines Wiedereingliederungszentrums für hafterfahrene Männer. Weitere Leitungsfunktionen waren die des Personalleiters sowie des Betreuten Wohnens in der Hermann-Sohnle-Siedlung.
Pionier in der Schuldnerberatung
Zunächst nahm rund vier Jahre nach Eckarts Dienstantritt bei der Diakonie die Schuldnerberatungsstelle für den Landkreis Augsburg ihre Arbeit auf. Als einziger Mitarbeiter (neben einer Verwaltungskraft) hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass der Landkreis – der damals „Vorreiter“ bei der Etablierung einer spezialisierten Schuldnerberatung war – die Diakonie als Träger der freien Wohlfahrtspflege mit dieser Aufgabe betraute. Eine Kooperation, die übrigens bis heute Bestand hat. Eckart hatte ein Angebot ausgearbeitet, in das sowohl seine berufspraktische Erfahrung als auch sein fachliches Wissen einflossen. Da es sich um eine der ersten Stellen dieser Art in ganz Bayern handelte und er zudem als „Einzelkämpfer“ in einem neuen Arbeitsfeld tätig war, schätzte er stets den guten kollegialen Austausch unter dem Dach der Diakonie Bayern: „Das war ein Netzwerk, das sehr geholfen hat.“
Vernetzung auf Landesebene
Ein guter Netzwerker war der Haunstetter in seiner langen Tätigkeit für die Diakonie immer. „Sein Blick ging stets auch über Augsburg hinaus“, sagt Graßmann. So habe Eckart etwa als Mitglied und zuletzt Vorsitzender des Fachausschusses für Evangelische Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe dieses zentrale diakonische Thema bayernweit vertreten und „mitgeholfen, hier neue Ansätze zu entwickeln“, so Graßmann. Die Mitarbeit im Fachverband werde er vermissen, sagt Eckart. An der Diakonie als Arbeitgeber habe er stets die Lobbyarbeit für Personen geschätzt, „für die sich sonst niemand einsetzt“. Für deren Belange hat er sich auch kommunalpolitisch engagiert. „Eine Gesellschaft, die die Schwächeren nicht vergisst, war immer der Motor, der sein Wirken antrieb“, so Graßmann weiter. Für mehr Gerechtigkeit setzt sich Eckart auch seit mehr als 20 Jahren als ehrenamtlicher Richter am Landessozialgericht Bayern ein. Diskussionen wie die über das Bürgergeld bezeichnet er als „Nebenkriegsschauplätze, die volkswirtschaftlich unbedeutend sind“. Als Christ frage er nicht nach individueller Schuld, sondern ist davon überzeugt, dass jede:r eine zweite Chance verdient habe. Es gebe nach christlicher Überzeugung immer und für jede:n die Möglichkeit, sich zum Besseren zu verändern und wenn jemand „die ehrliche Absicht dazu erkennen lässt, sollte man das unterstützen“.
Ehrenamtliches Engagement in evangelischer Kirche
Der Sozialpädagoge war ein wichtiges Bindeglied zur evangelischen Kirche als langjähriger Vertrauensmann der evangelischen Kirchengemeinde St. Ulrich und Mitglied in Dekanatssynode und Dekanatsausschuss. Sein kirchliches Engagement reicht bis in die 70er Jahre zurück, als er als ehrenamtlicher Jugendleiter tätig war. Im Studium hatte er sein Jahrespraktikum beim Evangelischen Bildungswerk absolviert – was ihn dann zu seiner beruflichen Mitarbeit bei der Diakonie führte. Ein Meilenstein seiner Tätigkeit war der Wandel von der Zuschuss- zur Entgeltwohlfahrt. So habe es vor 40 Jahren noch Kostendeckung in der Altenhilfe, Zuschüsse für Beratungsangebote und Pauschalfinanzierung gegeben; Fallpauschalen und Fachleistungskosten waren noch Fremdworte.
Im Ruhestand freut er sich nun vor allem auf mehr Zeit mit der Familie – insbesondere seinem kürzlich geborenen Enkelkind. Auch in Haus und Garten sei aufgrund der beruflichen Beanspruchung einiges lieben geblieben und wenn ihn die Reiselust packt, werde er sich einfach auf sein Motorrad schwingen. Denkbar ist für ihn auch, sich später wieder ehrenamtlich zu engagieren.