Augsburg (pm). Mitte März sind die ersten Männer ins ehemalige Pfarrhaus der Erlöserkirche im Bärenkeller eingezogen. Nun wurde das neue Wohn- und Hilfsprojekt der Diakonie offiziell eingeweiht.
In einer kleinen Feierstunde im Gemeindesaal der Erlöserkirche dankte Pfarrer Fritz Graßmann, Theologischer Vorstand des Diakonischen Werkes Augsburg (DWA), der Kirchengemeinde für die Entscheidung, die von Wohnungslosigkeit bedrohten Männer mitten unter sich wohnen zu lassen: „Das ist Kirche im 21. Jahrhundert.“ Graßmann würdigte auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Augsburg, die bei der Feierstunde durch Robert Kern, Leiter des Teams Wohnen und Unterbringung, vertreten war. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und freier Wohlfahrtspflege sei „ausgesprochen produktiv“. Das zeige sich besonders in der aktuellen Situation, wenn zum „normalen Problem der Wohnungslosigkeit“ noch eine Pandemie und ein Krieg hinzukämen.
Die Diakonie hat das Gebäude von der Kirchengemeinde gemietet und vermietet die acht Zimmer an die Männer unter. Das DWA hatte für Sanierungsarbeiten rund 37.000 Euro investiert. Mit 5.830 Euro förderte die Kartei der Not die Anschaffung einer neuen Küche, in der die Bewohner auch mal gemeinsam kochen. Einer von ihnen ist Mike Hänsel. Für den 54-Jährigen ist es ein „Glücksfall“, im Bärenhaus untergekommen zu sein: „Als Alleinstehender hätte ich auf dem Wohnungsmarkt in Augsburg keine Chance.“
Gemeindepfarrer Dr. Andreas Stahl lud die „neuen Nachbarn“ im Namen des Kirchenvorstandes zum gemeinsamen Pizzaessen Ende des Monats ein. Einige Mitglieder des Gremiums waren auch zur Einweihungsfeier des Bärenhauses gekommen. Ein weiteres Indiz für die gute Zusammenarbeit von Diakonie und Kirchengemeinde ist die Verlegung des Pfarrbüros ins Gemeindehaus. Im ehemaligen Pfarrbüro im Bärenhaus berät künftig Diakoniemitarbeiterin Anna Zott. Die Sozialpädagogin betreut nicht nur die acht Bewohner im Bärenkeller, sondern ist bei der Diakonie für insgesamt 35 von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im gesamten Stadtgebiet zuständig.
Nach dem offiziellen Teil hatten die Gäste die Gelegenheit, Gemeinschaftsräume wie das Wohnzimmer oder die Küche im Bärenhaus zu besichtigen. Abschließend gab es im Gemeindesaal einen Imbiss, den das Küchenteam der Diakonieeinrichtung Bodelschwingh-Haus um Thomas Hanker vorbereitet hatte.
Bildunterschrift: Diakoniemitarbeiterin Anna Zott bezieht ihr Büro ebenfalls im Bärenhaus. Foto: DWA/Diana Riske