Gersthofen (pm). Auf Roswitha Clausen, die mehr als 30 Jahre für die Diakonie Augsburg tätig war, folgt Stefanie Hurtner. Die knapp 36-Jährige arbeitet seit Eröffnung der Pflegeeinrichtung in Gersthofen.
Clausen kam 1990 aus Berlin zum Diakonischen Werk Augsburg (DWA), wo sie den Mauerfall hautnah miterlebt hatte. Nach der Ausbildung zur Krankenschwester in ihrer Heimatstadt München war sie unter anderem in einem Seehospital in Cuxhaven tätig. Bis 2006 leitete sie beim DWA neben dem alten Paul-Gerhardt-Haus im Springergäßchen – heute Sitz des Grandhotel – zusätzlich acht Jahre lang das Schlößle in Stadtbergen. Anschließend übernahm sie die Leitung des Sonnenhofs in Batzenhofen, nach dessen Auflösung am 1. Oktober 2007 schließlich die Leitung des „neuen“ Paul-Gerhardt-Hauses in Gersthofen, dessen Ausstattung mit Bildern, Pflanzen und beweglichen Gegenständen ihr „viel Freude“ machte. Gern denkt sie auch an mehrtägige Fahrten mit Bewohner:innen des alten Paul-Gerhardt-Hauses ins Haus Bergsonne der Diakonie in Lechbruck zurück: „Das war immer ein sehr schönes Miteinander von Bewohnern und Mitarbeitern“, etwa bei Ausflügen vor Ort oder Grillabenden mit Gitarrenmusik.
Clausen hat immer gern mit Mitarbeitenden aller Berufsgruppen zusammen gearbeitet und bedankt sich für deren Vertrauen: „Die letzten, vor allem von Corona geprägten Jahre waren physisch und psychisch für alle Mitarbeitenden und auch für die Leitungen anstrengend und belastend.“ Ihr Dank gilt auch den Verantwortlichen der Stadt Gersthofen, mit denen sie stets in einem konstruktiven und wohlwollenden Austausch war und ist.
Auch Stefanie Hurtner hatte bereits verschiedene Stationen bei der Diakonie durchlaufen, ehe sie ins Paul-Gerhardt-Haus nach Gersthofen kam. Während ihrer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin im Sonnenhof in Batzenhofen sammelte sie auch in der damaligen Sozialstation Stadtmitte sowie im Servicewohnen des Hofgarten-Carrée praktische Erfahrung. Nach Schließung des Sonnenhofs wirkte sie am Aufbau des neuen Paul-Gerhardt-Hauses mit. Dort wurde ihr Interesse am Umgang mit Menschen geweckt, die an einer gerontopsychiatrischen Erkrankung leiden, also einer psychischen Störung im höheren Lebensalter. Nach mehreren Weiterbildungen übernahm Hurtner 2010 die Leitung des so genannten beschützenden Wohnbereichs: „Der gerontopsychiatrische Wohnbereich zählt heute im Landkreis zu den führenden, und das erfüllt mich mit Stolz.“ Die Diakonie habe ihr immer die Chance gegeben, sich weiter zu entwickeln. Die habe sie dankend angenommen und so stets ihre persönlichen Ziele verwirklichen können. „Für mich selbst ist meine Arbeit nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung, die ich mit Herzblut und sehr viel Engagement angehe“, sagt Hurtner, die sich darauf freut, ein gut geführtes Haus zu übernehmen: „Das erfüllt mich mit Ehrfurcht.“ Die „heimelige Atmosphäre“, die das Wohlbefinden der Bewohner:innen in den Mittelpunkt stellt, möchte sie beibehalten und mit ihrer persönlichen Note weiterentwickeln. Als moderne Führungskraft will sie sich Themen wie der Gewinnung von Fachkräften und deren Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso widmen wie der Digitalisierung: „Da stehen wir in der Pflege noch ziemlich am Anfang.“ Digitale Kanäle könnten dazu beitragen, interne Prozesse, das eigene Leistungsangebot sowie den Kontakt zu Klient:innen zu verbessern. Beispiel Videokonferenzen: Während der Pandemie konnten Angehörige so trotz Besuchsverbot Kontakt zu den Bewohner:innen halten. Ein Angebot, das Hurtner für Familienmitglieder, die nicht ortsnah wohnen, ausbauen möchte. Eine weitere wichtige Aufgabe ist für sie der Abbau sprachlicher Barrieren, die im Pflegealltag eine immer größere Herausforderung darstellten. Aktuell arbeiten im Paul-Gerhardt-Haus Mitarbeiter:innen aus 22 Nationen. Sprachliche Barrieren hätten sich seit dem Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung noch verschärft, so Hurtner. Neben der Anwendung einfacher Sprache oder einer längeren Einarbeitungsphase mit festen Bezugspersonen könnte auch hier die Digitalisierung helfen, etwa durch digitale Übersetzungsprogramme.
Bildunterschrift: Generationenwechsel im Paul-Gerhardt-Haus: Auf Roswitha Clausen (links) folgt Stefanie Hurtner als neue Heimleitung. Foto: DWA/Birgit Löfflad
Info: Das Paul-Gerhardt-Haus ist eines von fünf Pflegeheimen des DWA. Es verfügt über 108 vollstationäre Pflegeplätze (62 Einzel- und 23 Doppelzimmer), davon 36 Plätze in drei beschützenden Wohnbereichen für je zwölf Bewohner:innen, die sich speziell an Menschen mit einer gerontopsychiatrischen Erkrankung wie etwa Demenz richten.